Rückblick zur Tagung

 

4. Swiss Healthcare Day vom 18. Januar 2018: Gipfeltreffen zahlreicher Entscheidungsträger des schweizerischen Gesundheitswesens

 

Die rund 140 Teilnehmerinnen und Teilnehmer stellten dem 4. Swiss Healthcare Day ein durchwegs sehr positives Zeugnis aus. Fazit: Sehr gute Referate und fachliche Gespräche, grossartiges Networking!

„Wenn man die Ausgangslage des schweizerischen Gesundheitssystems anschaut und berücksichtigt, wie viel Geld Sie im System haben, dann kann ich Ihnen nur einen Rat geben: Haben Sie Mut und tun Sie etwas zur Verbesserung, egal was, Sie können eigentlich nichts falsch machen. Falsch wäre nur, nichts zu tun. Probleme sind nicht wie Wein – sie werden nicht besser, wenn man sie liegen lässt!“ Dr. Francesco De Meo, CEO Helios-Kliniken

Nach einer thematischen Einführung durch Prof. Robert Leu, Präsident des Bündnisses, wurde die Diskussion lanciert durch die pointierte Key Note des Spitalmanagers Nummer 1 in Europa, Dr. Francesco De Meo. Der CEO der Helios Kliniken beeindruckte mit seiner klaren Analyse des deutschen Systems und seinen Empfehlungen an das Schweizer Gesundheitswesen.

Sein Fazit: Im Moment leben viele Spitäler von der Substanz. Es gibt nicht zu wenig Fachpersonal, sondern zu viele Spitäler. Die grösste Herausforderung für das Schweizer Gesundheitswesen wird sein, die Effizienz zu steigern und die Personalmenge nach unten auf den realen Bedarf anzupassen. Effizienz schafft Potential für Investitionen. Es dürfen nicht Leistungen und Strukturen finanziert werden, sondern qualitativ hochstehende Leistungen. Geld für Qualität schafft einen Mehrwert für Patienten, Mitarbeitende, Leistungserbringer und Eigentümer.

Den Verantwortungsträgern des Schweizer Gesundheitswesens gab er einen klaren Rat: „Tun Sie etwas zur Verbesserung Ihres Systems, die Voraussetzungen für Veränderungen sind sehr gut. Egal, was Sie tun, Sie können eigentlich nichts falsch machen. Falsch wäre nur, nichts zu tun.“

„Lieber eine Wahl verlieren, als falsche Entscheidungen für den Kanton und seine Bevölkerung zu treffen.“

Regierungsrat Pierre Alain Schnegg, Gesundheitsdirektor des Kantons Bern

In der folgenden Interviewsequenz führte der Berner Gesundheitsdirektor Pierre-Alain Schnegg aus, dass die Mehrfachrolle der Kantone ein Thema ist, das angegangen werden muss. Da es sich um über viele Jahre gewachsene Strukturen handle, müsse man sich dafür aber Zeit nehmen. Die Steigerung der Effizienz und Schaffung richtiger Anreize im System sind auch für ihn wichtige Handlungsfelder im schweizerischen Gesundheitswesen.

Dr. Daniel Witschi, Chief Economist und CIO von Dreyfus Banquiers, kam in seinen Ausführungen zum Schluss, dass ein stark regulierter Markt für Investoren nicht abschreckend sein muss, solange die Rahmenbedingungen bekannt sowie stabil sind und sich im Zeitraum des Anlagehorizontes nicht ändern.

„Spitallisten sind das grösste staatliche Kartell in unserem Land.“ Prof. Tilman Slembeck

Prof. Tilman Slembeck war als Experte an der Ausarbeitung des Berichtes „Kostendämpfungsmassnahmen zur Entlastung der obligatorischen Krankenpflegeversicherung“ beteiligt. Er erläuterte den Bericht anhand ausgewählter Massnahmen und kommentierte diese differenziert.

Als erfahrener Banker, Investor und Politiker bestätigte Nationalrat Thomas Matter die Ausführungen von Dr. Daniel Witschi. Seines Erachtens ist die Gefahr der regulatorischen Instabilität grösser, je mehr Regulierungen vorhanden sind. Vor diesem Hintergrund und in Anbetracht der laufenden, erfolglosen Revisionsversuche, stellte er als Investor dem schweizerischen Gesundheitswesen kein gutes Zeugnis aus: Wenn er auswählen könne, würde er mit Sicherheit nicht ins Gesundheitswesen investieren.

„Ich bin für die Vertragsfreiheit. Ebenso befürworte ich die Möglichkeit, im Bereich der Grundversicherung Gewinne zu erzielen, solange sie im Wettbewerb verdient und nicht vom Staat oder von Versicherern „zugeschaufelt“ werden“.

Nationalrat Dr. Gerhard Pfister, Präsident CVP Schweiz

Nationalrat Dr. Gerhard Pfister, Präsident der CVP Schweiz, ist neu Mitglied der nationalrätlichen Gesundheitskommission. Seine Partei wird im Herbst dieses Jahres eine Volksinitiative für eine Kostenbremse vorlegen. In pointierten Voten bekannte sich Gerhard Pfister zu einem wettbewerblichen Gesundheitswesen und kritisierte die demotivierte Haltung vieler Bundespolitiker zu möglichen Verbesserungen im Gesundheitswesen.

Marcel Baumgartner, CEO der Siemens Healthcare AG, kommentierte die Entwicklungen im schweizerischen Gesundheitswesen aus seiner Sicht als Unternehmer und aus dem Blickwinkel der Medizinaltechnikindustrie. Er hob hervor, dass innovative Medizinaltechnik die Behandlungsqualität erhöhen und gleichzeitig Prozesse und Effizienz optimieren kann.

„7 x 365 = 2555 Tage gab es keine Verhandlungslösungen im Tarifbereich. Die Akteure haben versagt, Leidtragende sind die Prämienzahler und Konsumenten.

Kostendämpfung mittels schlauer Anreizregulierung tut Not, Fehlanreize müssen aus dem System eliminiert werden.

Halten Sie es mit Zwingli: Tut etwas Tapferes!“

Dr. Stefan Meierhans, Preisüberwacher

In einem engagierten Votum forderte Preisüberwacher Dr. Stefan Meierhans die Anwesenden heraus und betonte, dass das Versagen der Akteure zu den aktuellen Problemen und zum Handlungsdruck auf den Staat geführt habe. Aber es sei erst „2 vor 12“, womit noch wenig Zeit zum Handeln bliebe. „Tut etwas Tapferes“ war sein Rat an die Akteure, die Lösung liege in der Eliminierung von Fehlanreizen aus dem System und in der Schaffung richtiger Anreize.

Am abschliessenden Podium nahmen neben den Referenten der Verwaltungsratspräsident des Universitätsspitals Basel, Robert Jan Bumbacher und der neue CEO von Unilabs Schweiz, Martin Schlatter teil. Robert Jan Bumbacher beschrieb das Projekt Spitalgruppe der Kantone Basel-Stadt und Baselland als gutes Beispiel für die Bereitschaft der Akteure, aktiv zu Systemverbesserungen beizutragen Vor dem Hintergrund seiner langjährigen Erfahrung in anderen Branchen war das Fazit von Martin Schlatter, dass die Akteure das System selber regulieren müssen, ansonsten es der Staat an ihrer Stelle tut.

 

Fazit der Tagung

Es muss nun gehandelt werden, wobei die Schlüsselthemen klar sind: Qualität, Effizienz, Anreize!

Oder wie sagte der grosse US-Basketballer Michael Jordan: "You miss 100% of the shots you never take!"

 

Herzlichen Dank!

Die Verantwortlichen des SHCD bedanken sich bei den Referenten und Teilnehmenden sowie bei Moderator Dominik Feusi ganz herzlich, ebenso bei den Sponsoren, ohne die ein solcher Anlass gar nicht möglich wäre: Medtronic, Siemens Healthcare, Medisupport, economiesuisse, Drossapharm, IBSA und Medgate